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Saisonalität des DAX – Muster des deutschen Leitindex im Jahresverlauf

Der Deutsche Aktienindex, allgemein bekannt als DAX, ist der wichtigste Referenzindex in Deutschland, der die Kursbewegung von 40 der größten und liquidesten Unternehmen des Landes widerspiegelt. Wie die meisten Aktienmärkte unterliegt der DAX nicht nur langfristigen wirtschaftlichen Trends, sondern zeigt auch regelmäßig wiederkehrende Muster innerhalb eines Kalenderjahres – die sogenannte Saisonalität. Dieser Artikel zeigt auf, wie Privatanleger die DAX Saisonalität für sich nutzen können.

DAX Saisonalität – was ist das überhaupt?


Saisonalität im DAX beschreibt wiederkehrende Muster, bei denen der Index tendenziell besser oder schlechter abschneidet. Diese Muster basieren auf historischen Daten und zeigen, dass bestimmte Monate oder Quartale häufiger positive oder negative Renditen aufweisen als andere. Saisonalität wird also durch zyklische Bewegungen bestimmt, die regelmäßig im Jahresverlauf auftreten.

Ein bekanntes Beispiel ist das „Sell in May and Go Away“-Muster, das besagt, dass die Sommermonate in der Vergangenheit eine schwächere Performance gezeigt haben, während die Märkte zum Jahresende oft wieder zulegen. Solche saisonalen Trends sind zwar als Faustregeln zu betrachten, aber sie haben sich über die Jahre als statistisch signifikant herausgestellt.

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Was verursacht die DAX Saisonalität?

Die Saisonalität im DAX kann durch verschiedene Faktoren erklärt werden:

  1. Wirtschaftliche Einflüsse: Viele Unternehmen veröffentlichen ihre Quartalsberichte zu festgelegten Zeitpunkten, was zu vorhersehbaren Marktreaktionen führen kann. Andere saisonale Muster wirtschaftlicher Aktivität, beispielsweise das Weihnachtsgeschäft, können den DAX ebenfalls beeinflussen.
  2. Psychologische Faktoren: Das Verhalten der Anleger unterliegt häufig wiederkehrenden Mustern. Beispielsweise neigen viele Investoren dazu, im Sommer Gewinne mitzunehmen und in den letzten Monaten des Jahres Positionen aufzubauen, um von einer möglichen Jahresendrallye zu profitieren.
  3. Kalenderbedingte Effekte: Feiertage und Urlaubszeiten beeinflussen das Handelsvolumen und die Volatilität. Die Börsenaktivität ist im Sommer tendenziell niedriger, was oft zu weniger ausgeprägten Marktbewegungen führt.

Saisonalität wird also sowohl durch Fundamentaldaten als auch durch psychologische Faktoren beeinflusst. Anleger sollten jedoch stets im Hinterkopf behalten, dass historische Muster keine Garantie für zukünftige Renditen sind.

Wichtige saisonale Muster im DAX


Die auf langjährigen Beobachtungen der Kursbewegungen basierenden saisonalen Muster können Anlegern helfen, bestimmte Zeiträume im Jahr zu identifizieren, die im Vergleich zu den anderen mit größerer Wahrscheinlichkeit positive oder negative Renditen bieten.

Im DAX haben sich einige saisonale Phänomene als besonders relevant herausgestellt.

  1. Der Januareffekt: Eine populäre saisonale Börsenregel besagt, dass Aktien, insbesondere Small- und Mid-Cap-Papiere, im Januar im Vergleich zu anderen Monaten eine bessere Performance erzielen. Dies liegt daran, dass viele Anleger im Januar Kapital umschichten.

    Auch im DAX kann dieser Effekt beobachtet werden. Gründe dafür könnten Gewinnmitnahmen im Dezember und der anschließende Wiedereinstieg im Januar sein.
  2. Sell in May and Go Away: Dieses – bereits kurz erwähnte – Sprichwort beschreibt eines der bekanntesten saisonalen Muster. Es basiert auf der Beobachtung, dass die Sommermonate – speziell der Zeitraum von Mai bis Oktober – in vielen Jahren schwächer ausfallen als der Rest des Jahres. Viele Anleger verkaufen daher im Mai und steigen erst im Herbst wieder in den Markt ein.
  3. Herbst-Rallye: Nach den schwächeren Sommermonaten zeigt der DAX oft eine Erholung im Herbst, die als Herbst-Rallye bekannt ist. Sie beginnt häufig im Oktober und kann bis zum Jahresende andauern.

    Gründe dafür sind unter anderem die Rückkehr institutioneller Investoren nach der Sommerpause und positive Impulse durch Unternehmensquartalszahlen.
  4. Der Oktober als Wendepunkt: Der Oktober hat unter Anlegern einen durchwachsenen Ruf. Einige der größten Marktrückgänge und -crashs ereigneten sich in diesem Monat, wie etwa der „Schwarze Montag“ von 1987. Gleichzeitig markiert der Oktober oft den Beginn einer Erholung und stellt somit einen wichtigen Wendepunkt im Jahr dar.
  5. Jahresendrallye: Dies ist ein weiteres weitverbreitetes Phänomen, bei dem die Märkte gegen Ende des Kalenderjahres einen Aufwärtstrend erleben.

    Es tritt meist im Dezember auf und wird von Faktoren wie der Praxis des „Window-Dressing“ (in Deutsch etwa: „die Braut aufhübschen“) begünstigt, bei der Fondsmanager ihre Portfolios zum Jahresende optimieren. Auch die positive Marktstimmung in der Weihnachtszeit trägt zur Jahresendrallye bei.

Zwar treten dies Muster häufig auf, aber wie eine historische Betrachtung zeigt, gibt es immer wieder Ausnahmen.

DAX Saisonalität anhand historischer Daten


Die gerade beschriebenen Muster lassen sich tatsächlich mit historischen Kursverläufen nachweisen.

Beispielsweise erzielte der DAX zwischen 1990 und 2020 im Dezember und Oktober durchschnittlich 2–3 % höhere Renditen, während die Sommermonate neutral oder negativ ausfielen. Dieses Muster zeigt sich jedoch nicht immer, wie die Jahre 2008 und 2020 verdeutlichen, in denen außergewöhnliche Ereignisse wie die globale Finanzkrise und die COVID-19-Pandemie die saisonalen Muster durchbrachen.

Diese Beispiele zeigen, dass Saisonalität zwar existiert, aber auch von unerwarteten Ereignissen überschattet werden kann. Anleger sollten daher saisonale Trends immer im Kontext des aktuellen Marktumfelds betrachten und nicht unkritisch Schlussfolgerungen aus historischen Mustern ziehen.

DAX Saisonalität und Daytrading

Die Saisonalität wird zwar häufig im Zusammenhang mit längerfristigen Investitionen betrachtet, ist aber auch für Daytrader unter Umständen ein wertvolles Instrument. Das Verständnis wiederkehrender saisonaler Markttrends kann Daytradern zum Beispiel dabei helfen, potenzielle Volatilitätsphasen zu antizipieren.

Nachfolgend einige beispielhafte Szenarien, wie ein Daytrader die Saisonalität für seinen kurzfristigen Handelserfolg nutzen kann:

  1. Timing von Perioden mit hoher Volatilität: Wie erläutert, sind bestimmte Zeiträume im Jahr für eine erhöhte Marktvolatilität bekannt. Daytrader profitieren von dieser Volatilität, da sie mehr Möglichkeiten für schnelle Trades bietet. Wenn Daytrader diese saisonalen Schwankungen kennen, können sie sich so positionieren, dass sie profitieren.

    Beispielstrategie: Ein Daytrader könnte sich auf den Oktober konzentrieren, wenn die Volatilität ansteigt, und seine Strategie anpassen, um von größeren Intraday-Kursschwankungen zu profitieren. In diesen Zeiträumen kann der Einsatz von auf Momentum basierenden Strategien, wie Breakout-Trading oder Scalping, besonders effektiv sein.
  2. Den Januareffekt nutzen: Auch der Januareffekt bietet Daytradern die Möglichkeit, von der erhöhten Dynamik zu profitieren.

    Beispielstrategie: Ein Daytrader kann sich auf Aktien konzentrieren, die sich in der Vergangenheit während des Januar-Effekts gut entwickelt haben, und nach einem frühen Momentum in diesen Aktien suchen, um schnelle, hochfrequente Trades zu tätigen.

    Die Überwachung der Aktivitäten vor Börsenöffnung und der Ausbrüche am frühen Morgen in den ersten Januarwochen kann hervorragende Möglichkeiten für das Daytrading bieten.

  3. Anpassung an die „Sell in May“-Strategie: Für Daytrader bietet besagter Zeitraum möglicherweise weniger Trendchancen, kann aber dennoch lukrativ sein für diejenigen, die Mean-Reversion-Strategien oder kurzfristige Scalping-Techniken anwenden.

    Beispielstrategie: Während der „Sell in May“-Periode, wenn die Märkte möglicherweise eher bärisch sind, kann ein Daytrader Strategien wie das Leerverkaufen überkaufter Aktien oder das Handeln kurzfristiger Umkehrungen nach übertriebenen Bewegungen anwenden.

    Insgesamt könnte diese Periode eher Short-Positionen begünstigen, wenn Daytrader die nachlassende Dynamik nutzen.

  4. Von Jahresendrallyes profitieren: Kommt die „Weihnachtsrallye“ in Fahrt, können sich ebenfalls Handelschancen bieten.

    Beispielstrategie: Ein Daytrader kann auf der Welle der positiven Stimmung reiten, indem er sich auf Aktien konzentriert, die sich in der Vergangenheit im Dezember gut entwickelt haben. Momentumstrategien oder der Handel mit kurzfristigen Ausbrüchen können dann sehr effektiv sein.

  5. Gewinnsaison als Katalysator nutzen: Die vierteljährlich stattfindende Berichtssaison ist eine Form des saisonalen Handels, die sich für hohe Volatilität und Dynamik nutzen lässt. Daytrader suchen oft nach Aktien, die Gewinne oder andere wichtige Finanzdaten berichten, da diese Ereignisse starke Kursbewegungen auslösen können.

    Beispielstrategie: Indem sie ihren Handel auf die Veröffentlichung von Gewinnzahlen abstimmen, können sich Daytrader auf Aktien konzentrieren, die nach der Veröffentlichung der Finanzberichte eine hohe Volatilität aufweisen. Handelsstrategien wie „Gap and Go“ (wobei man sich auf Kurslücken oder „Gaps“ zwischen dem Schlusskurs des Vortages und dem Eröffnungskurs des aktuellen Handelstages konzentriert) oder reaktive Handelsgeschäfte bei überraschenden Gewinnen können Gelegenheiten bieten, von großen Kursschwankungen zu profitieren.

Abschließend ist festzuhalten, dass trotz der Chancen, die die Saisonalität bietet, ein effektives Risikomanagement für Daytrader von entscheidender Bedeutung ist. Nur weil bestimmte Zeiträume in der Vergangenheit volatiler oder profitabler waren, ist dies keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Daytrader sollten immer strenge Stop-Loss-Limits festlegen und auf das Unerwartete vorbereitet sein, insbesondere in historisch volatilen Zeiten.

Fazit zu DAX Saisonalität und Daytrading

Die Saisonalität des DAX bietet Anlegern wertvolle Einblicke in wiederkehrende Muster und Trends, die das Marktverhalten über das Jahr hinweg beeinflussen können. Während langfristige Investoren diese Muster nutzen, um ihre Portfolios strategisch anzupassen, kann auch ein Daytrader von diesen saisonalen Effekten profitieren.

Durch die Identifizierung von Hoch- und Niedrigvolumen-Phasen, das Timing von Volatilitäts- und Momentumspitzen oder die Ausnutzung saisonaler Rallyes wie der Jahresendrallye oder des Januar-Effekts, können Daytrader ihre Strategien optimieren und sich auf potenziell lukrative Handelszeiten konzentrieren.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Saisonalität keinesfalls garantiert, zukünftige Marktbewegungen vorhersehen zu können. Sie sollte daher stets als ergänzendes Werkzeug im Arsenal eines Traders gesehen werden – ein Mittel, um den Kontext der Märkte besser zu verstehen und Handelsentscheidungen zu verfeinern.

Eine disziplinierte Herangehensweise, strikte Risikomanagementregeln und die Anpassungsfähigkeit an aktuelle Marktbedingungen bleiben für Daytrader auch beim Handel mit saisonalen Mustern essenziell. Durch die kluge Nutzung der Saisonalität können Trader jedoch ihre Erfolgschancen erhöhen und gezielt von Marktbewegungen profitieren, die sich in bestimmten Phasen des Jahres typischerweise zeigen.